
Vor einem Jahr wurde im Rheingau-Taunus-Kreis erstmals ein an der Afrikanischen Schweinepest erkranktes Wildschwein gefunden. Am 9. Dezember 2024 wurde das Tier an der Grünaue in der Nähe der B42 entdeckt. Bis zum 28. Februar 2025 folgten 41 weitere positiv getestete Wildschweinkadaver, die entlang des Rheins und auf der Mariannenaue geborgen wurden. Seitdem wurden nach Angaben des Kreises keine neuen Nachweise registriert.
Bilanz nach einem Jahr
Der Kreis zieht eine vorläufige Zwischenbilanz: Insgesamt waren bis Ende Februar 2025 42 positive Funde zu verzeichnen. Seitdem blieb das Infektionsgeschehen stabil, sodass der Rheingau-Taunus-Kreis nach eigenen Angaben seit rund zehn Monaten frei von neuen Nachweisen ist.
Landrat Sandro Zehner hob die kooperative Arbeit aller Beteiligten hervor. Er führte den bisherigen Erfolg auf die Abstimmung zwischen Jagd, Landwirtschaft, Forst, Veterinäramt, Katastrophenschutz, Kommunen und zahlreichen Fachbereichen zurück. Entscheidend sei zudem das Verhalten vieler Bürgerinnen und Bürger gewesen, etwa das Einhalten von Wegegeboten, das Schließen von Zauntoren und die Leinenpflicht für Hunde.
Maßnahmen und Organisation
Schon vor dem ersten Fund hatte der Kreis einen interdisziplinären Krisenstab eingerichtet. Dieser Stab kam laut Pressemitteilung in mehr als 130 Sitzungen zusammen, um Maßnahmen zu planen und abzustimmen. Ralf Bachmann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt und Verantwortlicher des Krisenstabs, bewertete die vergangenen zwölf Monate als erfolgreiche Zusammenarbeit. Er nennt die Koordination durch das Veterinäramt als einen zentralen Faktor.
Das Veterinäramt übernahm demnach die fachliche Leitung bei Probenentnahmen, Risikobewertung und der Umsetzung einschneidender Schritte: Einrichtung von Sperrzonen, besondere Auflagen für Landwirtschaft und Schweinehalter, Jagdverbote in Kerngebieten, erweiterte Meldepflichten sowie Sammelstellen mit Dekontaminationseinrichtungen für jagdliche Fahrzeuge. Parallel betreuten die Veterinäre auch Routineaufgaben wie Lebensmittelkontrollen und weitere Tierseuchenlagen, darunter Geflügelpest und Blauzungenkrankheit.
Technische Unterstützung bei der Suche
Die Präventionsarbeit wurde dem Kreis zufolge seit Mitte 2025 durch technische Mittel ergänzt. Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sind Mobile Entnahmeteams im Einsatz. Diese Teams nutzen Drohnen und Wärmebildkameras, um Wildschweine zu lokalisieren und gezielt zu entnehmen. Zusätzlich werden Berufsjäger eingesetzt.
Besonderes Augenmerk liegt auf der sogenannten Weißen Zone. Dabei handelt es sich um festgelegte Puffergebiete, die wildschweinfrei gehalten werden sollen, um eine weitere Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Nach Angaben des Kreises ist in diesen Gebieten eine vollständige Reduktion der Bestände nötig, die mit Hilfe von Drohnen präziser umgesetzt werden könne.
Ausblick und Rückzonierung
Der Kreis plant in Abstimmung mit dem Land Hessen, bereits im Frühjahr 2026 einen Antrag auf Rückzonierung der Restriktionsgebiete bei der Europäischen Union zu stellen. Voraussetzung hierfür sind nach Angaben der Verwaltung das Ausbleiben neuer Funde, ein wildschweinfreier Zustand in der Weißen Zone und dokumentierte, virusfreie Nachsucheergebnisse. Solange diese Bedingungen nicht erfüllt sind, bleiben die Schutzmaßnahmen und Kontrollmaßnahmen bestehen.
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